Samstag, 8. November 2008

Vicos Metaphysik und Erkenntnistheorie

Vicos Geschichtsphilosophie ist das jüngste und komplexeste Glied seiner philosophischen Überlegungen und basiert folgerichtig auf den Ergebnissen seiner vorangegangenen Studien zur Metaphysik, Erkenntnistheorie und Rechtsphilosophie. Die ersten beiden werden uns heute beschäftigen.
Metaphysik ist die Lehre von den unsichtbaren, nichtmanifesten Eigenschaften des Seins, die das Sein dennoch in seinen sichtbaren, manifesten Eigenschaften grundlegend bestimmen. Vico selbst setzt die Metaphysik der Theologie gleich und behauptet, daß zwischen diesen beiden Disziplinen keinerlei Unterschied besteht - es seien zwei verschiedene Begriffe, die sich auf denselben Sachverhalt beziehen. Der Unterschied in der Benennung ergebe sich allerdings aus dem Kontext der Grunddisziplin, von deren Boden aus, man die betreffenden Sachverhalte untersucht. Untersucht man die letzten Gründe des Seienden vom Boden einer Religion aus und zum Zwecke religiöser Unterweisung, so wird die auf diese Weise zustande gekommene Lehre Theologie genannt. Versucht man Naturphilosophie und andere Formen philosophischer Erkenntnis auf eine übernatürliche, transzendente Grundlage zu stellen, so spricht man von dieser Grundlage als von Metaphysik.

Giambattista Vico: Eine Einführung

Die kommenden Einträge werden sich mit der Geschichtsphilosophie des italienischen Philosophen Giambattista (Giovanni Battista) Vico (1668-1744) beschäftigen. Dieser hatte eine Reihe genialer Einsichten in das Wesen und die Beschaffenheit der menschlichen Erkenntnis und der von den Menschen entwickelten Wissenschaften. Auf der Grundlage profunder epistemologischer und metaphysischer Überlegungen gelangte er schließlich zu einer sehr subtilen Interpretation des Rechts und zu einer fundamentalen Kritik menschlicher Gesellschaften. Er analysierte ihre Entstehung, ihr Werden und ihren Verfall und entwickelte eine Theorie der "ewigen, idealen Geschichte".